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Fuhrparkmanagement

„Digitalisierung wird zum Daily Business“

Fotos: ZVG

Birgit Grobusch ist Zertifizierte Fuhrparkmanagerin und seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Automobilbranche tätig. Sie betreut Mittelständler deutschlandweit, berät aber auch Großunternehmen.

Birgit Grobusch

Zertifizierte Fuhrparkmanagerin

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Ich war schon immer sehr auto-affin, habe auch überwiegend in der Automobil-Branche gearbeitet und bin Anfang 2000 von einem börsennotierten Großunternehmen angesprochen worden, deren Fuhrparkmanagement zu übernehmen. Berufsbegleitend habe ich mich zum Zertifizierten Fuhrparkmanager ausbilden lassen, dazu kam noch eine Ausbildung zur Auditorin. Ich wurde bereits früh in meiner Karriere öfters darauf angesprochen, mich doch selbstständig zu machen, und im Juli 2012 habe ich diesen Schritt gewagt und mit der Unterstützung meines Mannes das kleine Familienunternehmen rent a fuhrparkmanagerin gegründet. Meine Firmenphilosophie ist, als Fuhrparkexpertin als verlängerter Kundenarm zu agieren.

Woran erkennt man Ihrer Meinung nach einen guten Fuhrparkberater?

Fachkompetenz ist die Voraussetzung, Referenzen ebenso. Dazu kommen Persönlichkeit und ein tiefes Vertrauen zueinander – ein gutes Bauchgefühl ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Der Berater muss auch zunächst nicht sichtbare Kundenprobleme erkennen, die oftmals nicht angesprochen oder zum Teil auch gar nicht erkannt werden, und dann ganz individuell darauf eingehen. Daraus folgen die Soft Skills Sensibilität, Feinfühligkeit und überragende Kommunikationsstärke, die bei der Umsetzung von Veränderungen wirklich nicht verzichtbar sind.

Was waren die Vorurteile, mit denen Sie als Frau in der Branche zu kämpfen hatten?

Frauen haben keine Ahnung von Autos und Technik. Veränderung brauchen wir nicht, es soll alles so bleiben wie es immer schon war, und auf Verbesserungsvorschläge von einer Frau kann man erst recht verzichten. Fuhrparkmanagement war in Deutschland eine sehr lange Zeit eine geschlossene Männergesellschaft altehrwürdiger Herren. Das hat sich mittlerweile verändert.

Wie gestaltet man seine Flotte möglichst kosteneffizient?

Grundsätzlich sollte man überprüfen, wo welche Kosten verursacht werden, und dann individuelle Verbesserungen zur Kostenreduzierung entwickeln. Danach kann man gemeinsam mit dem Kunden entscheiden und umsetzen, was für ihn gut kombinierbar ist. Es lohnt sich und hat sich auch in vielen Projekten in der Praxis bewährt, schrittweise vorzugehen, sonst verzettelt man sich zu leicht und das Endergebnis leidet. Als ein markantes Beispiel: Kein Full-Service-Leasing, sprich nicht alle Dienstleistungen aus einer Hand, sondern Lieferanten-Sharing und damit höhere Flexibilität und Kostenreduzierung bei Schadenabwicklung, Reifenmanagement, Versicherung und Tankkarten. Full-Service ist die einfachste Form, kann aber auch teuer werden. Bequemlichkeit kostet Geld.

Stichwort Digitalisierung und Elektromobilität: Wie stehen Sie zu diesen Trends, was wird die Zukunft bringen?

Digitalisierung wird überall dort, wo Standardprozesse verfügbar oder einsetzbar sind, zum Daily Business. Die Betonung liegt hier auf Standard – ein individueller Prozess im Flottenmanagement ist oft nur mit erheblichem Aufwand zu digitalisieren und der gewünschte positive Effizienzeffekt dann meist leider nicht gegeben. Digitale Standards hingegen dienen zur effektiven Unterstützung. Sie können aber nicht den Fuhrparkmanager, der den Fuhrpark immer steuern und kontrollieren sollte, ersetzen. E-mobilität wird derzeit sehr stark (politisch wie gesellschaftlich) gefördert und es macht in diesen Zeiten immer Sinn zu überprüfen, ob ein Einsatz von E-Fahrzeugen im eigenen Unternehmen umsetzbar und rentabel ist. Bei einem Pflegedienst, bei dem Fahrzeuge nur kurze Strecken zurücklegen, macht es sehr oft Sinn komplett auf E-Mobilität umzurüsten, wenn in der Region bereits oder in naher Zukunft entsprechende Ladeinfrastruktur ausreichend vorhanden ist. Wichtig ist aber auch die Auswahl der Fahrzeuge – diese müssen einfach passen. Ein Kleinwagen passt nicht in eine Außendienstorganisation und ein Mittelklassefahrzeug ist selten das kostenadäquate Fahrzeug bei einem Pflegedienst. E-Mobilität ist aus meiner Sicht ein weiterer wichtiger Zwischenschritt zur technischen Weiterentwicklung im Automobilbereich. Hier gibt es viele weitere spannende Themen wie zum Beispiel der Einsatz von Brennstoffzelle und Wasserstoff. Es sind aber nach wie vor noch viele Themen zu klären, wie etwa die Herstellung einer für das Verkehrsaufkommen ausreichenden und adäquaten Ladeinfrastruktur, die Herstellung der erforderlichen Batterien unter Berücksichtigung der benötigten Rohstoffe und nicht zuletzt die Stromerzeugung, die dem gesteigerter Bedarf dann adäquat Rechnung tragen muss. Nicht zuletzt braucht es Maßnahmenkataloge, zum Beispiel bei Unfällen mit E-Autos, deren Entsorgung und insbesondere auch der irgendwann einmal alten E-Auto Batterien.

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