
Dr. Michael-Viktor Fischer
E-Mobility Experte
Dr. Michael-Viktor Fischer, Geschäftsführer eines führenden Ladenetzbetreibers, spricht über die Zukunft, die jetzt schon fährt, und erklärt, warum es sich rechnet, auf E-Autos zu setzen.
Was halten Sie von der Elektromobilität?
Ich könnte jetzt mit der üblichen Floskel antworten, dass Elektromobilität die Zukunft sei, aber das ist nicht korrekt. E-Autos sind bereits heute innovativer Alltag. Fakt ist, kaum eine Branche entwickelt sich so rasant weiter. Als Innovationstreiber und Komplettanbieter von allen dahinterliegenden digitalen Geschäftsmodellen müssen wir immer mehrere Schritte vorausdenken und zeigen, was technisch möglich ist.
Für wen ist ein Elektroauto geeignet und für wen nicht?
Viele denken bei E-Autos in erster Linie an die Reichweite – die ist natürlich relevant und reicht aktuell je nach Fahrzeugtyp bis 500 Kilometer. Die Angst, dass man mit einem E-Auto am Weg zur Arbeit, zu einem privaten oder geschäftlichen Treffen auf der Strecke bleibt, ist unbegründet. Auch lange Ladezeiten gehören der Vergangenheit an. Bei Ultraschnellladestationen etwa dauert das Laden für 100 Kilometer Reichweite fünf Minuten. Auch unsere Mitarbeiter, die im Vertrieb tätig sind, sind mit E-Autos unterwegs. Wer erfolgreich in die Elektromobilität einsteigen möchte, sollte den Fokus neben der Reichweite auch auf die Ladegeschwindigkeit legen.
Worauf gilt es zu achten, wenn man als Unternehmer ein Elektrofahrzeug einsetzen möchte?
Die Startvorteile liegen klar auf der Hand: Beim Kauf von Elektroautos entfallen die NoVA, die motorbezogene Versicherungssteuer und die Vorsteuer für Unternehmen. Wer sich für ein Elektroauto als Dienstwagen entscheidet, zahlt für die Privatnutzung keinen Sachbezug. Davon profitiert auch der Arbeitgeber, der die damit verbundenen Lohnnebenkosten spart. Relevant sind für Unternehmen ebenfalls die aktuellen Förderrichtlinien, die mit der E-Mobilitätsoffensive 2021 des Klimaschutzministeriums erhöht und ausgeweitet wurden. Beispielsweise wird erstmals die betriebliche Ladeinfrastruktur mit bis zu 44 Prozent der Anschaffungskosten gefördert.
Ist es mit dem Kauf getan oder gilt es, weitere Punkte zu bedenken?
Beim Umstieg auf Elektroautos muss klar sein, wo und wie das Auto geladen werden kann. Professionell geplante, errichtete und betriebene Ladeinfrastruktur ist essenziell. Und da gibt es viele Fragen zu klären, die die richtige Hardware, den laufenden Betrieb, aber auch die Wartung und das Stationsmanagement betreffen. Wo soll geladen werden? Wer soll laden? Mitarbeiter oder auch Kunden? Und zu welchem Tarif? Durch große Ladenetzbetreiber sind funktionierende Ladestationen sichergestellt. Diese können auch öffentlich zugänglich gemacht werden und Unternehmen können damit Geld verdienen. Es gibt aber nicht die eine Lösung, sondern eine an die Bedürfnisse des Unternehmens individuell angepasste.
Unternehmen müssen sich auch damit auseinandersetzen, ob sie die Ressourcen und die Expertise haben, die gesamte Administration und das gesamte Management zu übernehmen. Ein großer Fernsehsender beispielsweise hat mit unserem Unternehmen eine All-in-one-Ladelösung realisiert. An den Ladepunkten können sowohl Unternehmensfahrzeuge wie auch private E-Fahrzeuge von Mitarbeitern und Gästen zu unterschiedlichen Tarifen geladen werden. Wir übernehmen den vollständigen Betrieb der Stationen inklusive der Hotline, das Kundenmanagements sowie der Abrechnung und des Reportings. Der Betreiber muss sich um nichts kümmern.
Wie sehen Sie die Zukunft der Elektromobilität in Firmenfuhrparks?
Viele Firmen rüsten derzeit auf E-Unternehmensflotten um. Der Trend, auf Nachhaltigkeit, auf eine gute Ökobilanz, aber auch auf wirtschaftliche Vorteile zu setzen, hält an.