Wenn eine Strategie nicht in vielen kleinen Schritten gedacht und umgesetzt wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass daraus nur eine Vision wird.

Renate Okermüller
Präsidentin MPKA – Motor Presse Klub Austria © Foto: Wilke
Es ist zwar erfreulich, wenn die Politik eine Klima- und Energiestrategie vorgibt und das Ziel einer weitgehend CO2-neutralen Mobilität durch Elektrofahrzeuge festschreibt. Allerdings sollte man sich anhand der aktuellen Entwicklung den US-amerikanischen Journalisten Carl August Sandburg ins Gedächtnis rufen, der mit dem Satz: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!“ Bekanntheit erlangte.
Gerade einmal zwei Prozent der Neuzulassungen an Pkw/Kombis waren 2018 Elektrofahrzeuge, hauptsächlich getrieben von gewerblichen Zulassungen. Die Statistik zeigt auch, dass das Kaufinteresse der KonsumentInnen an Elektrofahrzeugen 2018 beinahe stagniert ist. So gesehen war es gemessen an den politischen Zielen für 2030/2050 ein verlorenes Jahr.
Lange Geschichte
Dabei sind elektrische Antriebe nicht neu. Schon vor über 100 Jahren besaßen die ersten entwickelten Fahrzeuge einen Elektromotor. Nach langem Dornröschenschlaf der Elektroautos erweckte in den letzten Jahren vor allem Elon Musk mit Tesla diese nun wieder – und schreckte dabei die traditionellen Autohersteller auf. Auch Brüssel beschleunigte das Munterwerden durch die Vorgaben eines beschränkten CO²-Flottenverbrauchs für die Fahrzeugflotte. Die dadurch generierte Medienwirksamkeit schlägt sich bis dato aber noch nicht ausreichend in den Zulassungszahlen nieder.
Politische Justierung
Doch es liegt nicht an der Automobilindustrie allein, auch die Politik ist mitverantwortlich, um die Ziele 2030/2050 zu erreichen. Sie kann, nein muss sogar weitere kaufentscheidende Fragen beantworten wie: Kann der Strombedarf gedeckt werden, ist die Netzinfrastruktur ausreichend, gibt es genügend Ladestationen – vor allem auch im urbanen Bereich?
Wie werden schwindende Steuereinnahmen durch Tanken von Benzin und Diesel kompensiert? Es müssen also die Rahmenbedingungen für einen fließenden Übergang zur Elektromobilität geschaffen, Hürden beseitigt und gleichzeitig Einschränkungen der individuellen Mobilität vermieden werden.
Um das Ziel einer weitgehend CO²-neutralen Mobilität nicht nur eine Vision bleiben zu lassen, erscheint es sinnvoll, entschlossen und Schritt für Schritt vorzugehen. Und eines sollten wir immer im Kopf behalten – Umwelt kennt keine Grenzen und Österreich ist nur „ein kleiner Punkt auf der Weltkarte“.