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Ethik des autonomen Fahrens

Andrey Suslov via Shutterstock
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Wes Cecil

Philosoph und Ethiker

Foto: ZVG

Die Menschen waren schon immer auf der Suche nach technischem Fortschritt, um ethische Dilemmata zu lösen. Doch manchmal schafft der technische Fortschritt auch das Dilemma. Im Interview erläutert der amerikanische Philosoph Wes Cecil, warum beim Autonomen Fahren mehr beachtet werden muss als die Technik.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft des autonomen Fahrens aus?

Eine Reihe von Problemen werden sich um die Eigentumsverhältnisse der Fahrzeuge und den Zugang zu ihnen drehen: Werden diese Autos von der öffentlichen Hand als Erweiterung der derzeitigen öffentlichen Verkehrssysteme finanziert werden? Oder werden sie in Privatbesitz sein und nur einigen wenigen Menschen zur Verfügung stehen, sodass die potenziellen Vorteile von selbstfahrenden Autos nicht von allen in der Gesellschaft genutzt werden können? 

Wie sieht es mit den Vorfahrtsrechten für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen aus, wenn sie öffentliche Straßen mitbenutzen?

In der Vergangenheit war es bei der Einführung von Autos in Städten erforderlich, die Bewegungsfreiheit der Fußgänger:innen stark einzuschränken, um ihnen die Vorfahrt zu gewähren. Wenn Sie über selbstfahrende Autos lesen oder sich Videos ansehen, in denen sie beworben werden, werden Sie oft feststellen, dass in den Plänen keine Rücksicht auf Fußgänger:innen oder Radfahrer:innen genommen wird.

Können Autos so programmiert werden, dass sie sich rechtswidrig verhalten?

Gegenwärtig haben selbstfahrende Autos in den USA Schwierigkeiten, auf Autobahnen aufzufahren, weil es angesichts des hohen Verkehrsaufkommens und der engen Abstände zwischen den Autos keine legale Möglichkeit gibt. Was bedeutet es also, wenn man selbstfahrenden Autos erlaubt illegal zusammenzufahren und es zu einem Unfall kommt? Und schließlich stellen sich auch diese Fragen: Wer kontrolliert die Autos? Kann die Polizei mein Auto abschalten oder ein selbstfahrendes Auto ohne die Zustimmung vom/von der Besitzer:in anhalten? Denken Sie außerdem daran, wie viele Probleme Sie schon hatten, als Ihr Computer aktualisiert wurde – wie wird die Software der Autos aktualisiert werden?

Auf welcher Stufe des autonomen Fahrens werden die Probleme Ihrer Meinung nach auftreten?

Am Anfang werden selbstfahrende Autos einen Hype erleben. Sobald sie jedoch einen nennenswerten Anteil am Verkehrsaufkommen ausmachen werden, vielleicht etwa 20 %, werden sich die ersten Herausforderungen auftun. Wenn sich selbstfahrende Autos beispielsweise immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, wird dies zu einer Beeinträchtigung der normalen Verkehrsgeschwindigkeit führen, auch wenn nur ein Bruchteil der Autos selbstfahrend ist. Und wenn selbstfahrende Autos miteinander kommunizieren werden, was wahrscheinlich ist, werden sie kollektiv nach Mustern handeln, die das normale Fahren stören. So könnten sie beispielsweise ein Verkehrsproblem erkennen und eine Schlange für eine Ausfahrt bilden, die jede:n andere:n Verkehrsteilnehmer:in daran hindern würde, bei dieser Ausfahrt abzufahren, wenn er oder sie auf selbiges Problem stößt.

Warum gibt es keine Ethikdebatte über dieses Thema, obwohl es – wie wir anhand Ihrer Antworten sehen können – eine solche geben sollte?

Die Medien konzentrieren sich in der Regel auf die Technologie – darauf, welcher Fortschritt möglich ist – und die potenziellen Vorteile; ohne die mit dem technologischen Wandel verbundenen Kosten zu berücksichtigen. Darüber hinaus diskutieren wir generell nur selten über die „Ethik des Verkehrs“ und nehmen unsere derzeitigen Systeme als „natürlich“ hin. Anstatt ganzheitlich über Kosten und Nutzen einer neuen Entwicklung zu sprechen, stolpern wir in der Regel vor uns hin und nehmen Ad-hoc-Anpassungen vor, während wir die größeren ethischen Implikationen sorgfältig vermeiden.

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