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Motorsport

Das Rennen um die Sicherheit – so gewinnt man

Manfred Stohl © Foto: Colin McMaster

Manfred Stohl war Rallyeweltmeister und gilt bis heute als jemand, der ein ganz besonders Gefühl für Autos hat. Auch unternehmerisch ist Manfred Stohl im Automotivsektor als Geschäftsführer der kürzlich gegründeten STARD (Stohl Advanced Research & Development) und bereits seit 2003 mit Stohl Racing sehr aktiv. Im Gespräch verrät der Niederösterreicher einige seiner Tipps für mehr Sicherheit.

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Manfred Stohl

ist der Sohn der österreichischen Rallye-Legende Rudi Stohl.
1991 stieg der Mechaniker-Meister als aktiver Fahrer in die Rallye-Szene ein.
2000 wurde er Rallye-Weltmeister der Gruppe N.
2006 nahm Manfred Stohl als erster Österreicher an allen 16 Rallye-WM-Läufen teil.

Im Straßenverkehr hat Sicherheit immer oberste Priorität. Haben Sie fünf Tipps für einen sicheren Autofahrer?

Am allerwichtigsten ist es, stets vorausschauend zu fahren. So kann man mögliche Gefahrenquellen frühzeitig erkennen und reagieren. Damit geht Nummer zwei einher, nämlich das Tempo an die Fahrbahnverhältnisse anzupassen. Dazu empfehle ich, die Fahrsicherheit zu trainieren, um zu wissen, wie mein Auto in welcher Situation reagiert. Dazu sollte es auch in gutem technischen Zustand sein. Als fünften Punkt halten Sie die sicherheitsrelevanten Dinge ein: anschnallen, als Fahrer keine dicke Jacke tragen, Gegenstände im Fahrzeug sicher befestigen. So ist man deutlich sicherer unterwegs.

Sie haben ein Fahrsicherheitstraining angesprochen. Wie häufig würden Sie so etwas empfehlen?

Wie alles andere im Leben ist natürlich auch Autofahren eine Übungssache. Je öfter bestimmte Situationen trainiert wurden, desto besser funktioniert die Reaktion im Ernstfall. Daher halte ich da eine häufigere Auffrischung für sinnvoll. Man muss dafür nicht immer auf die trockenen Trainingsstrecken, sondern kann auch auf einen Schnee- oder Eisplatz oder zu diversen Fahrzeugevents gehen. Idealerweise macht man das mit dem eigenen Auto. Insofern würde ich es spätestens beim Neukauf empfehlen.

Gilt das aus Ihrer Sicht auch für Leute, die ohnehin viel Auto fahren – etwa Pendler oder Menschen, die beruflich viel fahren müssen?

Aus meiner Sicht sollten gerade diese Leute ihr Sicherheitstraining regelmäßig auffrischen. Aufgrund dieser Gewohnheit kommt es da leider viel zu oft zu Unachtsamkeiten, man wird unaufmerksam und unvorsichtig. Wenn ich in meinem Rennfahrzeug fahre, bin ich zu 100 Prozent konzentriert – wenn ich aber am Samstagabend ins Kino fahre, schon deutlich weniger. Wer täglich zu Kunden oder ins Büro fahren muss, für den wird die Strecke zur Routine – und genau da liegt die Gefahr.

Sie haben den technischen Zustand des Fahrzeugs als Sicherheitsfaktor angesprochen. Welche Checks empfehlen Sie da besonders?

Was viele Menschen gerne übersehen, ist die Sauberkeit – etwa bei der Windschutzscheibe, die oft außen sauberer als innen ist, was die Sicht unnötig einschränkt. Wer nach längerer Zeit einmal die Scheiben innen putzt, der sieht da leicht einen wirklich eklatanten Unterschied. Scheinwerfer, Spiegel – da lohnt sich eine regelmäßige Überprüfung. Wichtig sind natürlich auch die Reifen. Wer diese Dinge beachtet, hat schon viel erreicht.

Reifen sind gerade in der Übergangsphase zwischen den Jahreszeiten immer ein wichtiges Thema. Welche Ratschläge haben Sie diesbezüglich?

Bei Reifen sollte man ganz sicher nicht sparen. Viele fahren ja wirklich, bis die Reifen echt am Limit sind. Man merkt bei Regen verstärktes Aquaplaning und hat auch sonst weniger Grip. Das ist sehr gefährlich. In Österreich kann man bei einer Fahrt von Wien nach Salzburg locker 15 Grad Temperaturunterschied und den Wechsel von frühlingshaft zu Schneefahrbahn innerhalb von drei Stunden erleben. Dafür muss der Reifen gewappnet sein.

Wie sieht es denn allgemein bei der Wartung aus – wie viel kann ein Fahrzeughalter denn heute überhaupt noch selbst machen?

In Wirklichkeit wahrscheinlich sehr wenig, da sind die soeben besprochenen Dinge ohnehin wesentlich. Sauberkeit, gute Pflege, mit neuen Reifen nicht unbedingt warten, bis die alten kaputt sind, Checks nicht nur beim Pickerl durchführen, Scheiben auf Steinschläge überprüfen. Wenn man auf einen Randstein angefahren ist, Reifen und Felge kontrollieren, und wenn man irgendwo drübergefahren ist und nicht selbst überprüfen kann, ob ein Schaden entstanden ist, einfach auf einen Sprung in die Werkstatt fahren.

Wie sehen Sie die möglichen Gefahrenquellen durch elektronische Systeme im Fahrzeug, etwa Radio oder Navi?

Gerade die modernen Navigationssysteme halte ich für sinnvoll. Ich habe es ja früher selbst noch so erlebt, wo man mit der Karte zwischen Lenkrad und Oberschenkeln verzweifelt seine Route gesucht hat – das war schon sehr gefährlich, da ist mir die heutige Routenführung schon lieber. Dazu kommt, dass mir das Navi die Fahrzeit ausrechnet und aktuelle Verkehrsinformationen einbezieht, das aktuelle Tempolimit anzeigt und solche Dinge.

Gerade, wenn man sich irgendwo nicht auskennt, erhöht das Navi die Sicherheit. Allerdings rate ich schon zu einem fest verbauten Navi, nicht zu irgendwas, das man an die Frontscheibe pickt. Und bitte keinesfalls die Zieleingabe während der Fahrt durchführen.

Von der Sicherheit zur Schönheit: Wie wichtig ist denn aus Ihrer Sicht das Design eines Fahrzeuges, gerade im Hinblick auf einen Firmenwagen?

Ein Fahrzeug kauft man, egal ob privat oder beruflich, nach bestimmten Kriterien. Je nachdem, wie viel Zeit man darin verbringt, spielt da der Fahrkomfort eine gewisse Rolle – je mehr man fährt, desto eher. Man muss das Auto mögen, sich damit wohlfühlen – und es muss einem auch gefallen. Das halte ich schon für sehr wichtig, weil man letztlich dann doch sehr viel Zeit darin und damit verbringt, besonders als Berufsfahrer.

Wer beruflich viel unterwegs ist, wird sich nicht für einen 25 Jahre alten Kompaktwagen ohne Klimaanlage und Servolenkung entscheiden. Ein anderes Thema ist das Bedrucken mit Logos. Erstens kann man so die Autos meistens besser abschreiben, zweitens hat es natürlich einen gewissen Charme, wenn ein Unternehmen alle Autos in einem schönen, gut strukturierten und einheitlichen Design hält. Das gefällt mir oft auch gut.

Noch ein kleiner Themenwechsel hin zum Motorsport: Welche Eigenschaften braucht man als Rennfahrer besonders?

Gerade Rallye ist ein komplexes Thema, weil Teamwork mit dem Beifahrer im Vordergrund steht. Besonders wichtig ist aber das Abschätzen von Situationen und kurzfristiges Reagieren auf Situationen und Probleme genauso wichtig wie eine richtige Selbsteinschätzung. Man darf niemals Routine reinkommen lassen, sondern muss immer mit voller Konzentration und voller Kraft arbeiten, sprich fahren.

Was zeichnet ein gutes Rallyauto aus?

Ein Auto, das einem auf Anhieb Selbstvertrauen und von der Fahrwerksabstimmung ein gutes Gefühlt gibt, das von den Technikern und Ingenieuren optimal eingestellt wird, das ist ein gutes Auto.

© Foto: Colin McMaster

Welche Wirkung hatte und hat der Motorsport auf die Entwicklung von normalen Straßenautos?

Früher mehr, heute nicht mehr so viel. Doppelkupplungsgetriebe, Allradsysteme, Direkteinspritzung – das sind Dinge, die man heute auch in Straßenautos serienmäßig findet, die natürlich aus dem Motorsport stammen. Der Motorsport ist eher eine Spielwiese für Techniker, da kann man etwas ausprobieren. Das führt natürlich oft zu Innovationen.

Was kann sich ein normaler Autofahrer von einem Rallyefahrer abschauen?

Sicherlich die Konzentration und die Einschätzung von Situationen und Gefahren, den regelmäßigen Spiegelblick – da gibt es vieles. Sie werden auch nicht erleben, dass ein Profifahrer auf der Autobahn dauernd am Mittelstreifen unterwegs ist, das erhöht wirklich für alle die Gefahr. Auch auf Landstraßen wird ein sicherheitsbewusster Fahrer nicht unnötig dahinschleichen, sondern eine Geschwindigkeit wählen, die entweder flott genug ist oder Überholmöglichkeit bietet. Selbst kein Risiko eingehen und für andere keines werden – das wäre eine gute Lektion.

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